FAB10

Diskussionsrunde am letzten Tag der KonferenzDieser Bericht ist auf der Heimreise von der FAB10 FabLab-Konferenz entstanden:

Vor nun 9 Tagen sind Patrick und ich (Julian) nach Barcelona aufgebrochen um bei der FAB10, dem globalen Treffen der FabLab Gemeinschaft, teilzunehmen und unser FAU FabLab aus Erlangen vorzustellen und zu vertreten. Das FAU FabLab wurde von Studierenden der Friedrich-Alexander-Universität vor drei Jahren gegründet. Damals wurde ein Drei-Jahres-Plan aufgestellt, welcher zum jetzigen Zeitpunkt mehr als erfüllt wurde (mit Ausnahme der uns zur Verfügung stehenden Raumfläche).
Von der FAB10 hatten wir uns erhofft, einen besseren Einblick und Erfahrungen aus den weltweit verteilten Fabrication Laboratories und Makerspaces zu gewinnen. Sie war in drei Abschnitte aufgeteilt: die FAB Konferenz, das FAB Festival und das FAB Symposium.

FAB Konferenz

In den ersten zwei Tagen haben sich zunächst reihum alle FabLabs vorstellen können. Hierbei haben wir auch ein neues deutsches Lab kennengelernt, das ZDI FabLab aus Kamp-Lintfort, welches es noch nicht in unser Netzwerk und den Verbund geschafft hat. Natürlich haben wir auch unser FabLab vorgestellt. Darauf folgten Arbeitsgruppen, spontane Diskussionen und Workshops zu den Bereichen Organisation, Bildung, Neue Inhalte und Praxiserfahrungen.
Besonders erstaunlich für uns war die Vielzahl an afrikanischen Werkstätten. Diese werden teilweise direkt durch das MIT und die FabFoundation gefördert. Der internationale Charakter und das Ausmaß der globalen Bewegung zeigte sich auch besonders deutlich in der multikulturellen Zusammensetzung der Teilnehmer. Wir hatten die Möglichkeit mit Lab Managern aller Kontinente und unzähliger Nationen zu sprechen und so ganz neue Blicke auf die Bedürfnisse und den Einfluss solcher Einrichtungen zu bekommen.
So gab es zum Beispiel mehrere Workshops und Diskussionsrunden um das Thema FabLabs in Krisenregionen und deren Beitrag zur Versöhnung der zerstrittenen Gruppen. Hierbei waren besonders Labs aus Ägypten, Israel, Nigeria und Ukraine unter dem Decknamen „PeaceLabs“ vertreten. Auch gab es eine Bewegung, welche sich die Entwicklung kostengünstiger medizinischer Ausstattung zum Ziel gesetzt haben. Diese soll über digitale Fertigungsmethoden direkt in FabLabs gefertigt werden können, um die Versorgungslage in entfernten Gebieten zu verbessern.
Wir haben uns zudem für die Aus- und Weiterbildung von Personen in und um FabLabs interessiert und hier einen guten Einblick in die bestehenden Strukturen und erarbeiteten Materialien und Inhalte erhalten. Dies ist besonders hilfreich, da wir ab dem kommenden Wintersemester selbst eine „FabLab-Vorlesung“ anbieten werden.

FAB Festival

Während dem FAB Festival wurde ein sogenanntes SuperLab betrieben, welches „10 FabLabs in einem” vereinte. Hier stand eine Vielzahl an typischen FabLab Maschinen, wie Lasercutter, 3D-Drucker und Schneideplotter zur Verfügung. Konferenzteilnehmer und interessierte Besucher hatten die Möglichkeit im Rahmen von Workshops mit diesen zu arbeiten und auch neue Einsatzmöglichkeiten auszuprobieren. So konnten wir uns für die Fertigung haltbarer Siebdruckvorlagen mithilfe von Schneideplottern begeistern lassen. Außerdem haben sich in diesem Rahmen viele kleinere Projekte und Firmen aus der Kickstarter- und Makerszene vorgestellt.
Das Festival endete nach zwei Tagen mit der Verleihung der FabAwards, welche eine Gruppe Togoer mit selbst gebauten 3D-Druckern aus Überresten von Elektro- und Computerschrott gewann.

FAB Symposium

Das Symposium umfasste eine Reihe an visionären Vorträgen zum Leitthema „From FabLabs to FabCities“ und reichte von einem Bericht über die Stadtentwicklung Barcelonas bis zu der Nutzung von 3D-Druckmethoden zur Erschließung einer Mondkolonie.
Die Stadt Barcelona hat innerhalb der letzten Monate begonnen eine Vielzahl an FabLabs aufzubauen. Dies ist Teil einer Initiative Barcelonas, sich innerhalb der nächsten vierzig Jahre, in eine selbstversorgende Stadt mit globaler informationstechnischer Anbindung zu verwandeln. Dies bedeutet, dass alle notwendigen Ressourcen in der Stadt selbst produziert werden können. So sollen in Zukunft globale Krisen besser überstanden werden, gleichzeitig aber keine Abschottung entstehen. FabLabs sind ein wichtiger Teil dieses Prozesses und somit wurde vom Bürgermeister Barcelonas der 40 Jahre andauernde „countdown to self-sufficiency“ feierlich gestartet.
Die Symposiums-Vorträge sollen auch im Internet verfügbar sein, wurden bis zum Zeitpunkt des Verfassens aber noch nicht veröffentlicht.

Abschluss

Der letzte Tag widmete sich in einer Sitzung mit allen Konferenzteilnehmern der Nachbesprechung der Inhalte und Ergebnisse der vergangen Tage. Zudem wurden einige organisatorische Themen und Entwicklungen vorgestellt. Hierbei wurden insbesondere die internationalen Netzwerke und Webseiten vorgestellt, die FabLabs und deren Nutzern das Leben und den Betrieb erleichtern, verbessern und ermöglichen sollen.

Fazit

Wir sind mit einigen Erwartungen und Hoffnungen nach Barcelona aufgebrochen. Diese wurden um ein vielfaches übertroffen. Wir kehren nun mit einer Vielzahl an Ideen und Eindrücken zurück in unser FAU FabLab, wo wir jetzt einen neuen, globalen Blick auf die Bewegung haben und damit konkrete Veränderungen und Verbesserungen lokal einfließen lassen möchten. In den nächsten Wochen wird sich unser Team zusammen finden und ein weiteres Drei-Jahres-Konzept aufstellen, in welches auch die gewonnenen Eindrücke eingebracht werden.
Abschließend möchten wir dem Verbund offener Werkstätten und dem Department Informatik für die Mitfinanzierung des Konferenzbesuches danken, welche uns die Teilnahme erst ermöglicht hat.