Ein FabLab (fabrication laboratory) ist eine offene Werkstatt, die auf computergesteuerte Fertigung ausgerichtet ist. Ziel eines FabLabs ist es, dass jeder – auch Du! – seine Ideen in die Tat umsetzen kann. Dazu werden High-Tech-Maschinen und das nötige Wissen zur Verfügung gestellt, sodass ansonsten Unmögliches verwirklicht werden kann.
FabLabs sind offen
Die FabLab-Bewegung ist aus der Vorlesung “How to Make (Almost) Anything” von Professor Neil Gershenfeld am Center for Bits and Atoms des renommierten Massachusetts Institute of Technology hervorgegangen. Für diese Veranstaltung schaffte Professor Gershenfeld eine Werkstatt an, die er seinen Studenten zur Verfügung stellte.
Hundreds of people came in begging: All my life I’ve been waiting for this class, I’ll do anything to do it.
Prof. Neil Gershenfeld
Der Ansturm auf die Vorlesung überraschte ihn – viele kamen, weil sie schon immer eine Idee verwirklichen wollten, aber nie die Gelegenheit und Voraussetzungen dafür hatten, die es im Rahmen dieser Veranstaltung gab.
Personal Fabrication: “You don’t need this for what you get in Wal-Mart”
Beflügelt vom Erfolg der Lehrveranstaltung begann man am MIT ein Konzept zusammenzustellen, nach dem ähnliche Werkstätten weltweit aufgebaut werden konnten. Aus diesem Grund findet sich in allen FabLabs weltweit eine ähnliche Ausstattung. Dabei wurde besonders auf den Aspekt der “personal fabrication” Wert gelegt – d.h. FabLabs sind nicht zur Massenproduktion gedacht, sondern sollen jedem Einzelnen die Möglichkeit geben, stark individualisierte Projekte mit leistungsfähigen industriellen Produktionsverfahren zu realisieren. Dazu wurde vom MIT eine Charta für FabLabs veröffentlicht, die vorsieht, dass jeder Zugang zu einem FabLab erhalten sollte.
Personal Fabrication könnte die nächste Revolution in der Produktion werden. Die Vision: Mit einem 3D- Drucker druckst Du Dir Dein neues Handy irgendwann einfach zu Hause aus, statt es beim Händler zu kaufen – und zwar in Deinem ganz individuellen Look.
Flyer des FabLab RWTH Aachen
FabLabs sind dabei teilweise selbstreproduzierend: So könnte beispielsweise in einem FabLab mit Hilfe eines 3D-Druckers ein weiterer 3D-Drucker oder mit dem Lasercutter Mobiliar für ein weiteres FabLab hergestellt werden. Um dies zu ermöglichen, werden viele für und/oder in FabLabs entwickelte Teile als freie Hardware veröffentlicht (siehe auch: FabLabs sind vernetzt).
FabLabs sind digital
Die Ausstattung eines FabLabs besteht zum größten Teil aus digitalen Maschinen. Durch die computergestütze Entwicklung können selbst komplexe und detailreiche Werkstücke einfach entworfen und präzise gefertigt werden. Zur Standardausstattung eines FabLabs gehören Maschinen und Werkzeuge zum
- Schneiden und Gravieren (Lasercutter, Folienschneider)
- subtraktiven Arbeiten (CNC-Fräse)
- additiven Arbeiten (3D-Drucker) und
- Herstellen (Belichtungs- und Ätzgerät) und Bestücken (Lötkolben) von Leiterplatten.
Die Nutzung der FabLabs ist dabei in der Regel kostenlos – die Nutzer tragen lediglich die Kosten der verbrauchten Materialien.
Professor Gershenfeld vergleicht die Verfügbarkeit von hochpräzisen digitalen Fabrikationsmaschinen für Privatleute dabei mit dem Übergang von Mainframes zum Personal Computer: Während der Zeit der Mainframes war der Zugang zu den großen, sündhaft teuren Computern wohl ebenso rar gesät wie heutzutage der Zugang zu professionellen Produktionsmaschinen; mit den FabLabs ändert sich das. Vermutlich wird man in 20 Jahren genauso selbstverständlich eine Obstschale aus dem Internet herunterladen wie heutzutage eine MP3-Datei.
FabLabs sind global
Aus der am MIT entstandenen Idee hat sich eine globale Bewegung entwickelt. Aktuell verdoppelt sich die Anzahl von FabLabs weltweit jährlich. Das erste FabLab Deutschlands eröffnete Ende 2009 an RWTH Aachen; mittlerweile gibt es im deutschsprachigen Raum voll ausgestattete Werkstätten unter anderem in München, Berlin, Wien und Nürnberg. Sowie sehr, sehr vielen weiteren Städten. Neben dem Stammland, den USA, in dem es im Oktober 2011 22 offene Werkstätten gab, ist die Bewegung auch in Europa vertreten, etwa in Belgien, Frankreich, Island, den Niederlanden, Norwegen, Portugal, Spanien, der Schweiz und in Großbritannien. Selbst vor dem afrikanischen Kontinent macht die Idee nicht halt: 8 FabLabs befinden sich dort aktuell.
Diese über den Erdball verteilten Einrichtungen gehören rechtlich keiner gemeinsamen Vereinigung an – dennoch dient das MIT als Ausgangspunkt der Bewegung als zentraler Dachverband und Ansprechpartner. Ansonsten organisiert sich die Community weitestgehend über das Internet selbst.
FabLabs sind vernetzt
Im Umgang mit Maschinen und Verfahren macht man viele wertvolle Erfahrungen. Ein zentraler Gedanke der FabLab-Bewegung ist diese Erfahrungen weiter zu geben, sodass andere Nutzer der FabLabs daraus lernen können. Diese Idee ist in der Fab-Charta festgehalten.
Zudem sind die FabLabs bemüht Informationen gemäß der Charta nicht nur innerhalb des Labs weiter zu geben, sondern auch mit jedem, der sich dafür interessiert zu teilen. Dazu vernetzen sich die einzelnen FabLabs über das Internet, kommunizieren per Email oder Skype und halten zum Beispiel Videokonferenzen ab. Die meisten deutschen FabLabs sind mit im Verbund offener Werkstätten organisiert.
Was ist das FAU FabLab?
Das FAU FabLab wurde 2011 von Studenten der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gegründet, um die hier vorgestellten Gedanken vor Ort an die Universität zu bringen. Dabei wurden auf der einen Seite die offiziellen Empfehlungen für die Ausstattung eines Labs, auf der anderen Seite aber auch die langjährigen Bastelerfahrungen der verantwortlichen Studenten aufgenommen.
Während manch andere FabLabs eher künstlerisch ausgerichtet sind, ist das FAU FabLab stärker technisch orientiert. So verfügt es über eine vergleichsweise gut ausgestattete Elektronikwerkstatt. Außerdem besteht eine gute Zusammenarbeit mit Studentenprojekten wie Robotics Erlangen (Fußballroboter), High Octanes und High Voltages (Formula Student Rennwagen), die das FabLab zur Fertigung anspruchsvoller Teile für Prototypen verwenden.
Für Betrieb und Organisation ist eine Gruppe von etwa vierzig Ehrenamtlichen, hauptsächlich Studenten, verantwortlich. Rechtlich verankert ist das Projekt der Geschäftsstelle des Departments Elektrotechnik-Elektronik-Informationstechnik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Mehr Infos?
- Professor Gershenfelds TED-Talk über das Konzept der FabLabs (Video, Englisch mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen)
- Artikel in der Süddeutschen Zeitung von Sa/So 10./11. April 2010 (Nr. 82, Autor Tobias Moorstedt): Du bist die Fabrik (via FabLab Aachen)
- Interview mit Neil Gershenfeld in Technology Review vom 24.03.11
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